Diario de un motociclista/5
(Fortsetzung)
Santa Cruz de la Sierra, 15. Mai 2006, Tag 17, km 1926
Der Bericht brach ab in "Los Fierros" am Tag 11
Zum Frühstück hatte es in "Florida", da die Comunidad kein Brot bäckt, geröstete
Bananen gegeben, die auch lange vorhielten. In "Los Fierros" hielten
wir uns nicht lange auf und fuhren 27 km weiter Richtung "Cataratas", den
Wasserfällen. Das heißt, es sollten 27 Fahrkilometer werden, aber zwei sehr große
über den Weg gefallene Bäume vereitelten dies. Hier würde selbst die Motorsäge
einen Tag brauchen. Also etwa 18 km zu Fuß durch den Wald. In meinen
Straßenschuhen. Zurück im Camp, das in diesem Jahr noch nicht betrieben
worden war: Es wurde nach einigen Diskussionen für uns geöffnet. Etwas verstaubt
und am nächsten Tag ohne Wasser, aber wesentlich besser als die Aussicht, im Behelfszelt ohne
Schlafsack zu übernachten. Kälte beherrschte nämlich die Nächte seit Trinidad, ein
ungewöhnlich langer „Surazo“, ein Kälteeinstrom von der Antarktis für die subtropische
Gegend. Dafür waren die Temperaturen tagsüber sehr angenehm. Auch die Welt der Insekten
hielt sich nicht ganz, aber weitgehend zurück.
Am nächsten Tag brachen wir Richtung "Meseta" auf, der Hochebene, die einen Teil des Parks
einnimmt. Die Parkwächter fuhren uns voraus, da eine Behelfsbrücke
über einem Bach eingefallen war. In etwa einer Stunde hatten sie die
Pionierarbeit des Brückenbaus erledigt, da die Touris zuguckten, mit
starkem Eifer ("me gusta trabajar", sagte der Obergorilla, extra für uns
gut hörbar, zu seinen Kollegen). Dann fuhren sie wieder weiter voraus,
wobei sie immer wieder absprangen und ihre Motorsäge sehr gute Dienste leistete.
Die Wege waren vor Jahren von einer Holzkompanie angelegt worden, erfahren
aber sehr wenig Pflege, und der Wald hat sich schon viele Kilometer zurück geholt;
teilweise wachsen schon schenkeldicke Stämme mitten auf der Straße.
Seinen Namen hat der Park übrigens von einem Biologen, der vor etwa 30
Jahren dort zu Studienzwecken mit seinem Buschflieger eingeflogen war. Bei der
Arbeit trug er Armeekleidung und wurde deshalb von den Betreibern eines in der
Nähe gelegenen Kokaincamps für einen Militärspitzel gehalten und samt seinem
Begleiter neben seiner Avioneta, seinem Buschflugzeug, erschossen.
Im Jahr 2005 hatte "Los Fierros" etwa 350 Besucher, die allermeisten mit dem
Buschflieger von Santa Cruz eingeflogen.
Der Blick von der Meseta über einen weiten Teil des Parks ist lohnenswert. Tiere
allerdings waren, nach Aussage des Parkguides, einem
Einheimischen aus "Florida", wegen Mangel an Früchten in
dieser Jahreszeit, ebenfalls Mangelware. Einmal Schwarzaffen in
der Dämmerung beim Rückweg von der Meseta, zwei Truthähne,
zwei Füchse in der Nacht auf dem Weg, blind durch das
Scheinwerferlicht des Fahrzeugs. Zwei große gelbblaue Aras im Präparkbereich, in dem noch
Holz geschlagen werden darf. Apropos Holz: Zwischen Trinidad und San Ignacio hatte ich
Dutzende von großen Lastwagen mit Mahagoniholz gesehen.
Die Parkwächter teilten uns mit, dass sich eine Jaguarmutter, hier „tigra“ genannt, mit einem
Jungtier in der Nähe des Camps herumtreiben würde. Wir bekamen sie jedoch nicht zu Gesicht.
Am nächsten
Tag zurück nach San
Ignacio de
Velasco, in 12 Stunden, ohne Essen. Am Abend war es dort an der Plaza so kalt, dass das Bier
nicht runtergehen wollte. Apropos Bier: Der Bericht wird später fortgesetzt. Ich suche jetzt den
"Reineke Fuchs" in Santa Cruz auf. Ein Erdinger Kristallweizen wäre nämlich jetzt nicht
schlecht.
Siegfried
Trapp
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