Die Schwäche, die mich seit Wochen beeinträchtigt hatte, die mir bei den samstäglichen
Fußballspielen, bei den Trainingsläufen im Carolina-Park zu schaffen
gemacht hatte, war nicht einfach weg. Magendrücken, starke
Blähungen und Schwindel kamen dazu oder waren damit
verbunden. Sobald ich die Augen schloss, war ich jeweils für einige
Sekunden weggetreten. Ich schleppte mich in 80-Schritt-Intervallen
noch so weit hoch, bis ich auf einen doppeltkürbisgroßen Fels stieß,
der am abschüssigen Tuffsteinhang Halt bot. Es war etwa 5:30
morgens inzwischen, die Dämmerung setzte ein; knapp unterhalb
des Gletschereinstiegs, auf etwa 5600m Höhe. In einer kurzen
Diskussion erklärte ich mich, zunächst hier zu bleiben, um dann
später allein abzusteigen. R. und der Führer stiegen weiter.
Als wir die Hütte verlassen hatten, war es völlig windstill gewesen,
Millionen von Sternen hatten den Himmel übersät, eine
Sternendichte, wie sie nur in dieser Höhe wahrzunehmen ist. Im
Laufe der Zeit hatte ein schneidender Wind eingesetzt, der über den Grat fegte.
Als ich im Begriff war, mich hinzulegen, ausgepumpt und von Schwindelanfällen gepackt,
tauchte über dem Grat des Chimborazo, dem Veintimilla, ein intensiv strahlendes Dreieck
auf, so hell, zunächst von so exakt geometrischer Form, dass ich mir es nicht erklären
konnte, für eine Halluzination oder ein von Bergsteigern entzündetes riesiges
Magnesiumlicht hielt.
Der Neumond war über dem Berg aufgegangen.
Ich öffnete meinen bös verknoteten Biwaksack mit Zähnen und steif frierenden
Händen, kroch hinein, schnürte rundum zu und verbrachte eine Stunde im
Dämmerungszustand, mich am Steilhang mit einem Bein am Stein abstützend,
bis mich die Kälte heraustrieb.
16:25
Sie sind eben angekommen.
22:00
Mein Nervenkostüm gewinnt an
Reißfestigkeit.
Siegfried
Trapp
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