Südwesteuropa mit dem Roller: Etappe 10

Cerbére bis Aalen
Das Navi funktioniert wieder, der Stecker in der 12 V-Buchse hatte sich gelockert. Für die nächsten zwei Tage war Cap d´Agde Station, genauer gesagt Port Nature, wo sich ein großer FKK-Komplex befindet.

Das ist ein ganz netter Nepp-Betrieb, wo mit den Gelüsten der Gäste gerechnet wird, da das Ganze auch eine Art riesiger Swinger-Club ist. Die Qualität der im Komplex enthaltenen Restaurants ist aber französisch, d.h. durchweg sehr gut.
Nach zwei Tagen im Alkohol- und Sex-Paradies verließ ich den Sündenpfuhl (den Detailbericht, obschon von euch sehnlichst erwartet, liefere ich euch nicht), und machte mich auf einen Tipp von Freunden hin auf den Weg durch die schönen Dörfer der Ardèche, überwiegend auf Landstraßen mit wenig Verkehr, bis hinter Valence.

Inzwischen war ich bei Kilometer 7300 in der sechsten Reisewoche, und hatte allmählich genug von der ewigen Routine: Packen, Frühstück im Hotel oder irgendeine Bar suchen, zahlen, Route suchen, fahren, Supermarkt für Mittagspausenessen suchen, schönes Plätzchen für Mittagspausenessen suchen, Tankstelle suchen (ein- bis zweimal am Tag), Hotel suchen, Hotel finden, Restaurant für Abendessen suchen.
Am nächsten Tag das Ganze wieder von vorn. Mit dem Navi habe ich mich jetzt arrangiert: Ich suche auf der Papierkarte, ergänzt durch eine Online-Geländekarte, eine kleinschrittige Route, notiere mir etwa 20 Teil-Etappen im Abstand von 15 bis 20 km, und gebe diese Teilschritte jedesmal neu ein. Nur so kann ich das Navi daran hindern, mich mit Schnellstraßen oder Kieswegen zu ärgern.
Ab Lyon wurden Landschaft und Landwirtschaft wieder mitteleuropäisch, die Morgen kühl, und das Laub begann sich zu verfärben. Ich übernachtete zum vorletzten Mal, im Gästehaus „Le Presbytére“ in Toutenant bei Verdun-sur-Doubs, das von einem distinguierten älteren Ehepaar in Weiß geführt wird. Das Gästehaus ist das ehemalige Pfarrhaus des presbyteranischen Pfarrers, wahrhaft feudal in dieser kargen Gegend. Das freundliche Wirtsehepaar zeigte viel Interesse an meiner Reise und bedachte mich zum Abschied mit einem Glas selbstgemachter Marmelade.  In Verdun-sur-Doubs sind die Restaurants auf Fisch und vor allem Froschschenkel spezialisiert, zu Preisen zwischen 28 und 55 Euro.
Einmal übernachtete ich noch in Deutschland, dann waren etwa 8000 km zurückgelegt und ich froh, heil zu Hause angekommen zu sein und bis zum Schluss Glück mit dem Wetter gehabt zu haben.
Ende/Fin