Das ist die schon fast unglaubliche Geschichte von Daniel Nicollier.
Einem Mann, der im Alter von 39 Jahren begann, Golf zu spielen,
seine Firma verkaufte und heute als Pro in Wettswil ZH tätig ist.
Eine «Hauslieferung» brachte vor 14 Jahren den (Golf-)Ball ins
Spiel: Als Daniel Nicollier, Inhaber einer Landmaschinenfirma,
einen Rasenmäher auf die Driving Range in Affoltern am Albis
brachte, nutzte er die Gelegenheit und schlug ein paar Bälle.
Und damit wars um ihn geschehen.
Golf wurde zu Nicolliers Lebensinhalt. Und das ist bloss eine milde
Umschreibung der Situation. Der kleine, weisse Ball bestimmte von
diesem Moment an jede Minute, jede Stunde, jeden Tag im Leben
des Daniel N. Er dominierte Nicolliers Gedanken, dessen Tages-
ablauf, die Wochenenden. Um das Auge zu schulen, verfolgte der
vom Golfvirus Befallene jeden Samstag und Sonntag die Über-
tragungen am Fernsehen. Acht bis zwölf Stunden lang. Er las jedes
Golfmagazin, jedes Buch, verschlang Penick, Hogan, Nicklaus und
stand 365 Tage im Jahr auf der Driving Range. Vor der Arbeit, über
Mittag, nach der Arbeit. Bei Regen und bei Sturm. Um üben zu
können, entfernte er sogar den Schnee von der Matte.
Einen vollen Winter lang spielte er nur mit Eisen 3. Um die Technik
zu verbessern, nahm er Stunden bei Pros. Nicht bei einem oder
zwei, wie andere Leute, sondern bei über 40. Er buchte in den
Ferien im Ausland und in der Schweiz Unterricht und eignete sich
so ein breites Wissen über methodische Theorien und
Übungsformen an. Nach jeweils rund zehn Stunden wechselte er
den Pro.
Zu Hause in Aeugst am Albis richtete er sich seine eigene kleine
Driving Range ein. Im Wohnzimmer chippte er, den vollen Swing
hämmerte er in einen Vorhang, und sogar ins Schlafzimmer
verfolgte ihn der kleine, weisse Ball: Dort gabs ein Puttinggreen.
«Ich war total ‹gepickt›», gibt der heute 52-Jährige zu, der nach
kurzer Zeit Handicap 8.8 spielte. Sechseinhalb Jahre dauerte diese
golfverrückte Phase.
Und trotzdem war Nicollier unzufrieden. Immer wieder versagte er
an Turnieren, schob 50-Zentimeter-Putts neben das Loch. Und es
überkam ihn eine gewisse Hilflosigkeit, wie er sie bereits als aktiver
Tennisspieler erlebt hatte. Eine Dekade lang, im Alter von 29 bis 39
Jahren, spielte er nämlich auf hohem Niveau Tennis, war R5
klassiert, konnte aber im Training mit R1-Spielern mithalten.
Die mangelnde Turniererfahrung wirkte sich mental negativ aus,
eine Erkenntnis, die ihn im Golf wieder einholen sollte. Körperlich
und technisch hatte Nicollier nie Probleme, er war stets ein
talentierter Sportstyp, einer, dem jede Bewegung leicht fällt.
Deshalb wollte er auch Sportlehrer werden, doch dafür hätte er die
Matura gebraucht. «Ich bin kein Schulbanktyp», erklärt er,
«deshalb habe ich eine Lehre als Landmaschinenmechaniker
gemacht.»
Text-Quelle: www.golfandcountry.ch
Siegfried
Trapp
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