Alfdorf, Donnerstag 17.03.1983, 20:30
Am Mittwoch bin ich gegen 10:00 losgefahren: nach Böbingen, bei
dunstigen, feuchtkalten Wetter. Das Rad schlingert nicht allzusehr, beim
Bremsen gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten. Nicht so
der Anstieg zwischen Böbingen und Iggingen: Bei dieser
Last hat man das Gefühl, mit schleifender Felgenbremse zu
fahren. Ich probiere es jetzt noch bis Markgröningen, aber
dort werde ich doch einiges an Gewicht reduzieren müssen; ich weiß
nur noch nicht was! Alles was ich dabei habe, scheint nützlich und
wichtig zu sein.
Es gibt kein Fahradkartenmaterial, nur Wander- oder Autokarten. Aus
den einen ist man in kurzer Zeit rausgefahren, bei den anderen sind keine Feldwege
eingezeichnet. Und letztere bevorzuge ich. Prompt habe ich mich mit meiner Baden-
Württemberg-Karte verfahren (und bin in Täferrot statt in Lindach gelandet).
In Alfdorf, nach etwas mehr als anderthalb Stunden, war ich ziemlich
durchgeschwitzt und hatte Lust auf ein oder zwei Biere. Also habe ich kurz bei
Charly reingeschaut, ob er da ist. Dies war der Fall, die Biere waren auch da.
Kurz und gut, das Ergebnis war dann folgendes: Charly fährt 1-2 Wochen mit und
kehrt dann zurück; per Zug oder abgeholt durch P. oder H.O.
Alfdorf, Freitag 18.03.1983, 10:30
Am nächsten Tag musste Charly noch einige Dinge erledigen (er plant einen
Modellbauladen zu eröffnen, das Gespräch mit dem sehr nervösen und
zurückhaltendem Gebietsleiter einer Modellbaufirma verlief, in einem Café in
Schorndorf, wo wir zu dritt saßen, sehr erfolgreich), wir fuhren mit dem Auto nach
Heubach, um Schlafsack und Satteltaschen für Charly zu holen und eine Isomatte
zu erstehen.
Abends in Alfdorf waren wir dann recht schlapp, wir spielten nur noch einige Partien
Schach, und ich erwischte zu viel der guten “Kirchheimer
Schwarzerde”.
Nachdem es gestern (im Auto unterwegs) frühlingshaft und sonnig
war, ist es heute (wenn wir mit dem Rad unterwegs sein werden)
grau und regnerisch.
Schwaikheim, Samstag, 19.03.1983, 10:00
Das Wetter hat gestern noch insofern mit gemacht, als dass es sich das Regnen
verkniff. Die Fahrt war trotzdem recht schwierig. Hinter Rudersberg war eine
Steigung zu bewältigen, die außerordentlich geschlaucht hat. Erstens aufgrund ihrer
Länge, und zweites, weil beim Schieben nicht rechts neben die Fahrtbahn
ausgewichen werden konnte. Der starke Verkehr führte zu mulmigen Situationen,
besonders vor und in unübersichtlichen Kurven. In der Hälfte der Bergstrecke
bekam Charly dazu noch Krämpfe in beiden Oberschenkeln; später besserte sich
dies jedoch.
Oben angelangt, war die nächste Wirtschaft in Reichweite, in Stöckenhof: Zwei
Biere und ein Wurstsalat mit Unmengen Paprika. Die Insassen des Etablissements:
alles Waldechte, allen voran Wirt und Wirtin (”Am 1. Mai mach´ i dicht, wega dene
bar Arschlecher mach i net auf, am Saufa verdien i sowieso meh”).
Nach Verlassen der denkwürdigen Stätte stellt Charly fest, dass sein Vorderrad platt
ist.
Das Loch befindet sich leider direkt neben dem Ventil; eine nahe Kruschtelwerkstatt
zweier junger alternativer Betreiber versucht zu flicken, aber ohne Erfolg.Da es
bereits halb sechs war, radelte ich ins 3 km entfernte Hartmannsweiler, um neue
Schläche zu kaufen, während Charly das Rad bergab schob. Der alte
Fahrradhändler dort war sehr hilfsbereit, auch eine Stunde nach Ladenschluss.
Inzwischen war es dunkel; Charly hatte überhaupt kein Licht am Rad. Wir kamen
trotzdem gut nach Schwaikheim.
R. war nicht da; wir konnten ihn jedoch telefonisch in Stuttgart erreichen; er kam.
Wir spielten Schach, ich hatte Stefan Zweigs “Schachnovelle” im Hinterkopf, und zu
viel Zigaretten und Bier.
Heute morgen strömender Regen. Ungemütlich hier; nach R.s Weggang besonders.
Markgröningen, Samstag, 20.03.1983, 12:30
Es regnetet fast auf der gesamten Fahrt nach Markgröningen. Meine Satteltaschen,
der Anorak und das Regencape sind leider stundenlangem Dauerregen nicht
vollständig gewachsen.
Siegfried
Trapp
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