Siegfried
Trapp
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Die Crux mit der Ökobilanz
Ökobilanzen sind nicht einfach zu erstellen. Und sie ändern sich recht schnell
mit der Zeit. Deshalb sind sie, vor allem glaubwürdig untermauert, selten zu
finden.
Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) hat 2021 eine Studie für
Lebensmittelverpackungen veröffentlicht, ein Ökobilanz-Screening, das vom
ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH erstellt
wurde.
Die Studie an orientierte sich an drei großen ökologischen Problemfeldern:
- Klimawandel in Form von Treibhausgasen (CO₂-Äquivalente/CO₂e)
- Nicht erneuerbarer Ressourcenverbrauch
- Schadstoffemissionen in Luft und Wasser:
Bodennahe Ozonbildung (Sommersmog), Versauerung durch säurehaltige
Emissionen (Stichwort: Waldsterben), Nährstoffeinträge in Land- und
Wasserökosysteme (aquatische und terrestrische Eutrophierung) und
Emissionen von Feinstaub, sowie Emissionen, die im Verdacht stehen, die
Ozonschicht zu schädigen.
Hier sind die aus meiner Sicht wesentlichen Ergebnisse zusammengestellt:
Papier ist nicht immer ökologischer als Kunststoff
In der Untersuchung gibt es nur zwei Beispiele, Gemüsekonserve und Schokolade, wo
dieselbe Verpackung bei allen drei untersuchten Kriterien am besten bzw. schlechtesten
abschneidet: Bei beiden zeigt eine leichte Kunststoff-Verpackung im Vergleich zu den
anderen Alternativen die geringsten Umweltlasten. Die höchsten Umweltlasten in allen
drei Kriterien hat bei der Gemüsekonserve das Einwegglas und bei der Schokolade der
Faltkarton mit Alufolie. Alle anderen Beispiele sind nicht so eindeutig: Ein Verpackungs-
material hat ökologische Vor- wie auch Nachteile, kann bei einem Beispiel sehr gut
abschneiden und beim nächsten sehr schlecht. Es kommt immer auf die „Konkurrenz“
an.
Papierverpackungen haben einen vergleichsweise geringen Verbrauch an nicht
erneuerbaren Ressourcen, da sie aus nachwachsendem Holz hergestellt werden. Die
Schadstoffemissionen dagegen sind hoch, da die Papierproduktion zum Beispiel das
Abwasser stark belastet. Auch haben Pappkartons (Nudeln, Müsli und Schokolade)
sowie Papiertüten für Obst und Gemüse eine sehr hohe Klimabelastung im Vergleich
zur Konkurrenz aus Kunststoff. Die Papiervarianten in diesen Beispielen sind letztlich zu
schwer, als dass sie gegen eine fast achtmal leichtere Kunststoffverpackung bestehen
könnten. Anders sieht es aus, wenn der Gewichtsunterschied weniger groß ist: Bei
Nudeln und Müsli hat die untersuchte Papiertüte ein circa dreimal höheres Gewicht als
der Kunststoffbeutel und dennoch ist die Belastung des Klimas geringer als beim
leichteren Kunststoffbeutel.
Einwegglas ist keine ökologisch sinnvolle Verpackungsalternative
Durchgängig problematisch sind Einwegglas und Metalle. Überall schnitten sie mit
Abstand am schlechtesten ab (Ausnahme s.u.). Dies liegt an dem sehr hohen Gewicht
der Verpackungen und den damit verbundenen CO₂- und Schadstoffemissionen bei
Herstellung und Transport. Daran ändern auch hohe Recyclingquoten nichts, mit denen
diese Verpackungsmaterialien häufig beworben werden. Einwegglas hat letztlich zu
Unrecht ein sehr grünes Image, ökologisch gesehen ist es keine gute Wahl als
Verpackungsmaterial.
Eine Ausnahme von der Regel, dass Einwegglas schlechter abschneidet als Kunststoff,
findet sich bei Saucen (Senf und Mayonnaise). Hier schneidet das Einwegglas bei den
Auswirkungen auf den Klimawandel ähnlich schlecht ab wie die Kunststoffflasche aus
PET. Die PET-Flasche hat jedoch noch weit schlechtere Werte bei den Kriterien nicht
erneuerbarer Ressourcenverbrauch und Schadstoffemissionen, so dass man sie
insgesamt als noch belastender einschätzen kann. Aber Plastik ist nicht gleich Plastik:
Die geringsten Umweltlasten bei Saucen hat der Kunststoffbecher aus Polypropylen
(PP), Schlusslicht ist die Alu-Tube. Das zeigt, dass ausschlaggebend ist, welche
Kunststoffart für eine Verpackung genutzt wird: Handelt es sich um gut recyclingfähiges
PE oder PP, schneidet eine Verpackung eher gut ab. PET aus der Gelben Tonne wird
dagegen fast nie recycelt, was sich sehr negativ auf die Ökobilanz auswirkt. Einer der
Gründe, warum es nicht recycelt wird, ist die getrennte Sammlung der PET-
Einweggetränkeflaschen mit 25 Cent Pfand: Hier ist ausreichend sogenanntes
sortenreines, sehr hochwertiges PET verfügbar. Das PET aus der Gelben Tonne ist
demnach wirtschaftlich nicht interessant.
Der NABU stellt auch eine einfache Grafik eines “ÖKO-Rankings” von Verpackungen
zur Verfügung:
Quelle: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/einzelhandel-und-
umwelt/nachhaltigkeit/30684.html
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