Die Kontinentdurchquerung Nach einigem Zaudern fahren wir am 12.12.2001 über Oruro nach Potosí. Ungefähr 50 km nach Challapata endet der Asphalt, und es beginnt bereits die Staubpiste. Schöne Landschaft mit nasser und grüner und roter Erde. Bei Ankunft ist Potosí dunkel und trist, mit engen Gassen und muffigen Unterkünften. Im Sonnenschein am nächsten Morgen ist Potosí um einiges schöner. Auf der Staubpiste fahren wir an Kakteen und Churqui- Dornbüschen vorbei Richtung Grenzort Villazón. Dabei passieren wir Tupiza. Dort starben 1908 Butch Cassidy und Sundance Kid. Wer sich für deren Geschichte interessiert:       Wir übernachten in dem trostlosen argentinischen Grenzort La Qiaca. Am nächsten Morgen brechen wir nach Salta auf. Zwischen El Carmen und Salta ist ein landschaftlich sehr reizvolles einspuriges Sträßchen über Berge. Salta hat trotz 360 000 E. ein provinzielles Flair, ein sehr angenehmes Klima von 25°C, nette Leute, und kurz vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Argentiniens wie überall im Land unangemessene und überzogene Preise. Nach zwei Tagen Aufenthalt fahren wir weiter nach Saenz Peña,  siebenhundert Kilometer schnurgerade durch eintönige Chaco-Landschaft. Über eine Strecke von etwa 100 km fliegen weiße Schmetterlinge zu Hunderttausenden über die Straße. Bei 400 an die Windschutzscheibe geklatschten hören die Kinder auf zu zählen. Die Außentemperatur erreicht am Nachmittag 31°C. Am nächsten Vormittag wird die Brücke, die zwischen den Städten Corrientes und Resistencia über den Rio Paraná führt, bestreikt. Das würde einen Umweg von etwa 500 km bedeuten. Obwohl die meisten Fahrer umdrehen, warten wir ab und haben das Glück, schon nach einer Stunde passieren zu können. Zwischen Corrientes und San Ignacio de Mini ist eine schöne Parklandschaft mit vielen blauen Seen. In San Ignacio  steigen wir in der "Pension Alemán Salpeterer" ab; sehr basic. In San Ignacio befinden sich eindrucksvolle Ruinen einer Jesuitenmission. Sie wurde 1696 gegründet Wir durchstreifen sie bei 32°C im Schatten. Die Dächer sind längst verschwunden; nur noch die teils meterdicken Mauern aus dem roten oder gelben Sandstein vom Rio Paraná stehen noch (wer sich für die Geschichte der Missionen interessiert:       ). Von San Ignacio führt die Fahrt durch eine Berg-und Tallandschaft mit tiefroter Erde zur argentinisch-brasilianischen Grenze. Auf der andren Seite der Grenze liegt Foz do Iguaçu. Einige Kilometer vor den Wasserfällen besuchen wir den "Parque das Aves", der uns fast noch mehr beeindruckt als die weltberühmten Wasserfälle. Iguaçu stammt aus der Sprache der Guarani-Indigenas: I ist Wasser und guaçu bedeutet groß. Die Fälle liegen auf der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Auf der brasilianischen Seite bekommt man einen Eindruck von der Größe de Fälle, der größten ganz Südamerikas Der Hauptfall ist 20 m höher als der Niagara-Fall; insgesamt gibt es 275 Fälle über eine Front von etwa 2500 m. Sie sind umringt von tropischer Natur mit Orchideen, Farnen, Palmen, Begonien, Tukanen, Papageien, Eidechsen. Die anschließende Fahrt von den Fällen zur brasilianischen Küste, zum Atlantik, dauert zwei Tage und ist relativ langweilig, mit fast perfektem Asphalt, zum ersten Mal hoher Verkehrsdichte und vor allem vielen LKWs. Zwischen São Francisco do Sul und Floreanoplois ist die Küste in weiten Teilen  von Appartmentbungalows der Begüterten aus Curitiba, São Paulo, Rio de Janeiro und Porto Alegre wie mit Schwären bedeckt. Es gibt nur wenige Hotels, die dann eine abenteuerliche Preis- Leistungsrelation aufweisen. In Estaleiro finden wir eine hübsche Bucht. Nach etwa 3970 zurückgelegten Kilometern wollen wir einige Tage Bade- und Leseurlaub einlegen.  In dieser kleinen Bucht treffen wir durch einen schier unglaublichen Zufall auf Kollegen und Freunde aus La Paz. Diese waren mit zwei Jeeps zwei Wochen früher auf einer ganz anderen Route nach Brasilien aufgebrochen, viel weiter nördlich, unter Umgehung von Argentinien und Paraguay. Wir verbringen den Heiligabend miteinander. Am ersten Weihnachtsfeiertag beginnt das sehr traurige Kapitel der Reise. Während Andrea, Alex und Siegfried in unserer Pousada "Costão do Sol" bleiben, fahren die Anderen zum benachbarten Badeort Bombinhas. Nicht weit von Johannes wird unsere liebe Freundin Marlies auf ihrem Surfbrett von einer Welle so unglücklich gegen den Boden gedrückt, dass sie einen Halswirbel bricht und Quetschungen des Rückenmarks im Lendenbereich, die eine Querschnittslähmung auslösen, erleidet. Sie wird in ein Krankenhaus in Joinville gebracht und am zweiten Tag nach dem Unfall operiert. Wir ziehen alle nach Joinville um. Joinville (350 000E.) wurde wie das zwei Stunden entfernte Blumenau von Deutschen gegründet. Im Stadtkern tragen die Straßenschilder noch die alten Namen: Schulstrasse, Ziegeleistrasse, Mittelweg usw. Marlies wird, zusammen mit ihrer Familie, nach Deutschland geflogen, sobald sie transportfähig ist. Eberhard und Sissy fahren ihr Auto nach La Paz zurück. Wir wollen uns mit ihnen in Formosa, Argentinien treffen. Nach zwei Tagen in Joinville verlassen wir die Stadt und die brasilianische Küste. Die Stimmung ist einfach den Umständen entsprechend, und die sind sehr traurig. Um die langweilige Strecke Curitiba - Foz do Iguaçu zu vermeiden fahren wir über die Dörfer; kurviger, interessanter, gute "Lonchonettes" zum Essen. Wir übernachten in Pato Branco, weiße Ente, einer Stadt, die ganz offensichtlich nur aus Geschäften für Autoersatzteile besteht. Der paraguayische Grenzort Ciudad del Este macht einen schäbigen und gefährlichen Eindruck. Wir fahren weiter Richtung Encarnación bzw. der in der Nähe von Trinidad gelegenen Jesuitenmissionen. Nach 700 km werden wir im Hotel "Papillon" in Bellavista an der Rezeption auf deutsch begrüsst. Das Hotel, von der Straße aus unscheinbar, erweist sich als das beste der ganzen Reise, mit einem weitläufigen Garten voll Blüten und Duft, einem sehr schönen Pool, einem exzellenten Restaurant und hervorragendem Service. Wir beschließen dort einige Tage zu verbringen und nehmen auch an der Sylvesterfeier in der illuminierten Gartenanlage teil, wo auf den Schildern der reservierten Tische viele deutsche Namen stehen: Bewohner der umliegenden Kolonien, darunter z.B. die Kolonie Hohenau. Die Deutschen und die Schweizer sind in der dritten Generation hier, die Kinder sprechen immer noch deutsch, und es werden deutsche Schulen in der Umgebung erhalten, zum Teil sogar mit deutschen Lehrern, die die dort ansässigen selbst finanzieren. Obwohl etwas "Chuchaqui", steht am Neujahrstag die Jesuitenmission Trinidad auf dem Programm. Da wir wie stets morgens nicht rauskommen, sind wir zwischen halb zwölf und zwei dort unterwegs, bei 35°C im Schatten. Schatten gibt´s übrigens zu dieser Zeit nicht in dieser Jesuitenreduktion. Sie wurde zwischen 1706 und 1760 erbaut und beeindruckt durch ihre Größe und ihre Reliefs. Über Encarnación und San Ignacio Guazu (Besuch des Jesuitenmuseums) fahren wir nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Wir bleiben zwei Tage, obwohl die Stadt einen heruntergekommenen Eindruck macht: run down. Mit Einbruch der Nacht wird die Stadt trotz tropischer Temperaturen (nachts 24°C, nachmittags 37°C) fast schlagartig leer, es ist dunkel und schmutzig auf den Straßen, und man sieht fast nur noch Wachpersonal und patroullierende Polizeijeeps. Nach 12 Jahren in südamerikanischen Städten fühlt man regelrecht eine kriminelle Atmosphäre. Wir überqueren erneut eine Grenze, die vierte von sieben, und fahren nach Formosa/Argentinien. Dort hat es am späten Nachmittag  41°C im Schatten. Im Park der Plaza veranstalten Insekten ein Konzert von einer Lautstärke, die auch für Tropenerfahrene absolut ungewöhnlich ist. Vor den Geldautomaten stehen Schlangen von 20 bis 60 Menschen. In den letzten zwei Wochen sind in Argentinien 5 Präsidenten vereidigt worden, und es existieren 4 Währungen nebeneinander. Pro Woche dürfen nur 250 Pesos abgehoben werden, niemand hat Bargeld, und alle Angst vor einer Inflation. Nach 10 Stunden Regen sinken die Temperaturen auf angenehme 24°C, und wir sehen uns mit den Kindern "Harry Potter y la piedra filosofal" im cine "Italia" an. Nach zwei Nächten in Formosa tauchen unsere Freunde mit dem mitgebrachten Jeep der Verunglückten auf. In eins der Fahrzeuge  wurde versehentlich Diesel eingetankt, was eine Verzögerung von einem halben Tag nach sich zog. Wir fahren gemeinsam los, schnurgerade nach Nordnordwest, durch eine flache Landschaft mit Palmen. In Las Lomitas übernachten wir, nachdem wir im Beisein von Miriaden von Insekten zum Abendessen empanadas im Freien verzehrt hatten. Hinter Las Lomitas beginnt die Erdpiste richtig. Eine feuchttümpelartige Landschaft mit vielen Flaschenbäumen. Zahlreiche Zeburinder, teils mächtige Bullen, versperren uns die Straße. Kurz vor dem Ort "Ing. Juarez" stecken zwei Tanklastwagen mit Anhängern im Morast fest. Wir kommen glücklicherweise neben der Straße an ihnen vorbei und ziehen uns auch keine Dornen in die Reifen. Auch hier säumen hunderte von weißen Schmetterlingen die Wasserpfützen. Übernachtung in San José de Ramon, Argentinien. Wieder in Bolivien, wird die Landschaft schlagartig abwechslungsreicher, mit Bergen und Flüssen. Dafür werden die Straße und die Autofahrer genauso schlagartig schlechter. Tarija ist ein nettes Städtchen mit angenehmem Klima und guten italienischen Kneipen, wie es sie in La Paz nicht gibt. Die anvisierten Sehenswürdigkeiten fallen großenteils aus: Die Casa Dorada, die Protzvilla des ehemaligen Im-und Exporthändlers Moisés Navajas, deren Putz aus Silber und Gold besteht, wird gerade renoviert, und sein Wochenendhaus, die Casa Azul, wird von jemand in Privatbesitz bewohnt. So schauen wir uns nur das paläontologische Museum mit seinen Skeletten und Skelettteilen von Riesengürteltier, Mastodon, Säbelzahntiger und einiges mehr an, alles nicht unter Glas, für die Einheimischen zum Anfassen. Nach 25 Tagen in Sandalen zwängen wir uns wieder in festes Schuhwerk, um uns auf das kalte Potosí vorzubereiten. Obwohl für die 380 km Bergpiste 10 bis 14 Stunden veranschlagt sind, wollen wir versuchen, es an einem Tag zu schaffen. Nach 50 km lässt sich die Hecktür eines Jeeps nicht mehr schliessen; wir zurren sie mit Spannriemen fest, auf der trockenen Piste dringen große Mengen Staub ins Wageninnere. Dann hat der nächste Jeep einen Platten. Beim Flicken des Reifens in Villa Abécia hat wieder der erste Jeep einen Plattfuß. Potosí ist nicht mehr zu schaffen. Wir übernachten in Camargo.  Zwischen Tarija und Camargo liegt das bedeutenste Weingebiet Boliviens, so dass es nicht verwundert, dass wir nach einer Weinprobe nebst ein paar Flaschen Singani auch Cognac und 15L Portwein sowie 10L Quittenlikör erstehen. Nach einem Beinahe-Kreislaufkollaps von einem der Teilnehmer und einem weiteren Platten auf der einzigen und Hauptverkehrsstraße zwischen Tarija und Potosí langen wir bei Sonnenschein und erstaunlich angenehmen Temperaturen wieder in 4000m Höhe an. Die Stadt wird vom Silberberg Cerro Rico dominiert, Wer sich für die Geschichte des Cerro Rico und Potosís interessiert:       Am 32. Tag beginnt die Rückfahrt nach La Paz. Zwischen Potosí und Oruro, im Indigena- Bergwüsten-Marktflecken Ventilla, gibt es schöne Aguayos zu kaufen, nach entsprechendem Handeln. Bolivien ist schließlich für seine Webkunst bekannt. Nach 7930 km sind Illimani und schließlich La Paz in Sichtweite. Um 17 Uhr essen wir im "Reineke Fuchs" zu Abend. Die Kontinentdurchquerung, eigentlich zweimalige Durchquerung, ist jedoch noch nicht erreicht. Nach ein paar Tagen Pause brechen wir nach Ilo/Perú auf. Ilo ist eine Wüstenstadt  am Pazifik, die uns trotz oder wegen der Kargheit anzieht. Ilo ist da zum Lesen, zum am Strand spazieren, zum auf´s Meer schauen, und um Meeresfrüchte zu sehr akzeptablen Preisen zu essen. Am 24.2.2002 endet die Reise in der Südzone von La Paz.    
Auch auf der dieser Hauptstraße zwischen Formosa und San Ramón. ca. 8-10 Stunden Fahrt
Siegfried Trapp
Willkommen Bienvenido Welcome  
© strapp 2016
Die Kontinent- durchquerung Nach einigem Zaudern fahren wir am 12.12.2001 über Oruro nach Potosí. Ungefähr 50 km nach Challapata  endet der Asphalt, und es beginnt bereits die Staubpiste. Schöne Landschaft mit nasser und grüner und roter Erde. Bei Ankunft ist Potosí dunkel und trist, mit engen Gassen und muffigen Unterkünften. Im Sonnenschein am nächsten Morgen ist Potosí um einiges schöner. Auf der Staubpiste fahren wir an Kakteen und Churqui-Dornbüschen vorbei Richtung Grenzort Villazón. Dabei passieren wir Tupiza. Dort starben 1908 Butch Cassidy und Sundance Kid. Wer sich für deren Geschichte interessiert:       Wir übernachten in dem trostlosen argentinischen Grenzort La Qiaca. Am nächsten Morgen brechen wir nach Salta auf. Zwischen El Carmen und Salta ist ein landschaftlich sehr reizvolles einspuriges Sträßchen über Berge. Salta hat trotz 360 000 E. ein provinzielles Flair, ein sehr angenehmes Klima von 25°C, nette Leute, und kurz vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch Argentiniens wie überall im Land unangemessene und überzogene Preise. Nach zwei Tagen Aufenthalt fahren wir weiter nach Saenz Peña,  siebenhundert Kilometer schnurgerade durch eintönige Chaco-Landschaft. Über eine Strecke von etwa 100 km fliegen weiße Schmetterlinge zu Hunderttausenden über die Straße. Bei 400 an die Windschutzscheibe geklatschten hören die Kinder auf zu zählen. Die Außentemperatur erreicht am Nachmittag 31°C. Am nächsten Vormittag wird die Brücke, die zwischen den Städten Corrientes und Resistencia über den Rio Paraná führt, bestreikt. Das würde einen Umweg von etwa 500 km bedeuten. Obwohl die meisten Fahrer umdrehen, warten wir ab und haben das Glück, schon nach einer Stunde passieren zu können. Zwischen Corrientes und San Ignacio de Mini ist eine schöne Parklandschaft mit vielen blauen Seen. In San Ignacio  steigen wir in der "Pension Alemán Salpeterer" ab; sehr basic. In San Ignacio befinden sich eindrucksvolle Ruinen einer Jesuitenmission. Sie wurde 1696 gegründet Wir durchstreifen sie bei 32°C im Schatten. Die Dächer sind längst verschwunden; nur noch die teils meterdicken Mauern aus dem roten oder gelben Sandstein vom Rio Paraná stehen noch (wer sich für die Geschichte der Missionen interessiert:       ). Von San Ignacio führt die Fahrt durch eine Berg-und Tallandschaft mit tiefroter Erde zur argentinisch- brasilianischen Grenze. Auf der andren Seite der Grenze liegt Foz do Iguaçu. Einige Kilometer vor den Wasserfällen besuchen wir den "Parque das Aves", der uns fast noch mehr beeindruckt als die weltberühmten Wasserfälle. Iguaçu stammt aus der Sprache der Guarani-Indigenas: I ist Wasser und guaçu bedeutet groß. Die Fälle liegen auf der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Auf der brasilianischen Seite bekommt man einen Eindruck von der Größe de Fälle, der größten ganz Südamerikas Der Hauptfall ist 20 m höher als der Niagara-Fall; insgesamt gibt es 275 Fälle über eine Front von etwa 2500 m. Sie sind umringt von tropischer Natur mit Orchideen, Farnen, Palmen, Begonien, Tukanen, Papageien, Eidechsen. Die anschließende Fahrt von den Fällen zur brasilianischen Küste, zum Atlantik, dauert zwei Tage und ist relativ langweilig, mit fast perfektem Asphalt, zum ersten Mal hoher Verkehrsdichte und vor allem vielen LKWs. Zwischen São Francisco do Sul und Floreanoplois ist die Küste in weiten Teilen  von Appartmentbungalows der Begüterten aus Curitiba, São Paulo, Rio de Janeiro und Porto Alegre wie mit Schwären bedeckt. Es gibt nur wenige Hotels, die dann eine abenteuerliche Preis- Leistungsrelation aufweisen. In Estaleiro finden wir eine hübsche Bucht. Nach etwa 3970 zurückgelegten Kilometern wollen wir einige Tage Bade- und Leseurlaub einlegen.  In dieser kleinen Bucht treffen wir durch einen schier unglaublichen Zufall auf Kollegen und Freunde aus La Paz. Diese waren mit zwei Jeeps zwei Wochen früher auf einer ganz anderen Route nach Brasilien aufgebrochen, viel weiter nördlich, unter Umgehung von Argentinien und Paraguay. Wir verbringen den Heiligabend miteinander. Am ersten Weihnachtsfeiertag beginnt das sehr traurige Kapitel der Reise. Während Andrea, Alex und Siegfried in unserer Pousada "Costão do Sol" bleiben, fahren die Anderen zum benachbarten Badeort Bombinhas. Nicht weit von Johannes wird unsere liebe Freundin Marlies auf ihrem Surfbrett von einer Welle so unglücklich gegen den Boden gedrückt, dass sie einen Halswirbel bricht und Quetschungen des Rückenmarks im Lendenbereich, die eine Querschnittslähmung auslösen, erleidet. Sie wird in ein Krankenhaus in Joinville gebracht und am zweiten Tag nach dem Unfall operiert. Wir ziehen alle nach Joinville um. Joinville (350 000E.) wurde wie das zwei Stunden entfernte Blumenau  von Deutschen gegründet. Im Stadtkern tragen die Straßenschilder noch die alten Namen: Schulstrasse, Ziegeleistrasse, Mittelweg usw. Marlies wird, zusammen mit ihrer Familie, nach Deutschland geflogen, sobald sie transportfähig ist. Eberhard und Sissy fahren ihr Auto nach La Paz zurück. Wir wollen uns mit ihnen in Formosa, Argentinien treffen. Nach zwei Tagen in Joinville verlassen wir die Stadt und die brasilianische Küste. Die Stimmung ist einfach den Umständen entsprechend, und die sind sehr traurig. Um die langweilige Strecke Curitiba - Foz do Iguaçu zu vermeiden fahren wir über die Dörfer; kurviger, interessanter, gute "Lonchonettes" zum Essen. Wir übernachten in Pato Branco, weiße Ente, einer Stadt, die ganz offensichtlich nur aus Geschäften für Autoersatzteile besteht. Der paraguayische Grenzort Ciudad del Este macht einen schäbigen und gefährlichen Eindruck. Wir fahren weiter Richtung Encarnación bzw. der in der Nähe von Trinidad gelegenen Jesuitenmissionen. Nach 700 km werden wir im Hotel "Papillon" in Bellavista an der Rezeption auf deutsch begrüsst. Das Hotel, von der Straße aus unscheinbar, erweist sich als das beste der ganzen Reise, mit einem weitläufigen Garten voll Blüten und Duft, einem sehr schönen Pool, einem exzellenten Restaurant und hervorragendem Service. Wir beschließen dort einige Tage zu verbringen und nehmen auch an der Sylvesterfeier in der illuminierten Gartenanlage teil, wo auf den Schildern der reservierten Tische viele deutsche Namen stehen: Bewohner der umliegenden Kolonien, darunter z.B. die Kolonie Hohenau. Die Deutschen und die Schweizer sind in der dritten Generation hier, die Kinder sprechen immer noch deutsch, und es werden deutsche Schulen in der Umgebung erhalten, zum Teil sogar mit deutschen Lehrern, die die dort ansässigen selbst finanzieren. Obwohl etwas "Chuchaqui", steht am Neujahrstag die Jesuitenmission Trinidad auf dem Programm. Da wir wie stets morgens nicht rauskommen, sind wir zwischen halb zwölf und zwei dort unterwegs, bei 35°C im Schatten. Schatten gibt´s übrigens zu dieser Zeit nicht in dieser Jesuitenreduktion. Sie wurde zwischen 1706 und 1760 erbaut und beeindruckt durch ihre Größe und ihre Reliefs. Über Encarnación und San Ignacio Guazu (Besuch des Jesuitenmuseums) fahren wir nach Asunción, der Hauptstadt Paraguays. Wir bleiben zwei Tage, obwohl die Stadt einen heruntergekommenen Eindruck macht: run down. Mit Einbruch der Nacht wird die Stadt trotz tropischer Temperaturen (nachts 24°C, nachmittags 37°C) fast schlagartig leer, es ist dunkel und schmutzig auf den Straßen, und man sieht fast nur noch Wachpersonal und patroullierende Polizeijeeps. Nach 12 Jahren in südamerikanischen Städten fühlt man regelrecht eine kriminelle Atmosphäre. Wir überqueren erneut eine Grenze, die vierte von sieben, und fahren nach Formosa/Argentinien. Dort hat es am späten Nachmittag  41°C im Schatten. Im Park der Plaza veranstalten Insekten ein Konzert von einer Lautstärke, die auch für Tropenerfahrene absolut ungewöhnlich ist. Vor den Geldautomaten stehen Schlangen von 20 bis 60 Menschen. In den letzten zwei Wochen sind in Argentinien 5 Präsidenten vereidigt worden, und es existieren 4 Währungen nebeneinander. Pro Woche dürfen nur 250 Pesos abgehoben werden, niemand hat Bargeld, und alle Angst vor einer Inflation. Nach 10 Stunden Regen sinken die Temperaturen auf angenehme 24°C, und wir sehen uns mit den Kindern "Harry Potter y la piedra filosofal" im cine "Italia" an. Nach zwei Nächten in Formosa tauchen unsere Freunde mit dem mitgebrachten Jeep der Verunglückten auf. In eins der Fahrzeuge  wurde versehentlich Diesel eingetankt, was eine Verzögerung von einem halben Tag nach sich zog. Wir fahren gemeinsam los, schnurgerade nach Nordnordwest, durch eine flache Landschaft mit Palmen. In Las Lomitas übernachten wir, nachdem wir im Beisein von Miriaden von Insekten zum Abendessen empanadas im Freien verzehrt hatten. Hinter Las Lomitas beginnt die Erdpiste richtig. Eine feuchttümpelartige Landschaft mit vielen Flaschenbäumen. Zahlreiche Zeburinder, teils mächtige Bullen, versperren uns die Straße. Kurz vor dem Ort "Ing. Juarez" stecken zwei Tanklastwagen mit Anhängern im Morast fest. Wir kommen glücklicherweise neben der Straße an ihnen vorbei und ziehen uns auch keine Dornen in die Reifen. Auch hier säumen hunderte von weißen Schmetterlingen die Wasserpfützen. Übernachtung in San José de Ramon, Argentinien. Wieder in Bolivien, wird die Landschaft schlagartig abwechslungsreicher, mit Bergen und Flüssen. Dafür werden die Straße und die Autofahrer genauso schlagartig schlechter. Tarija ist ein nettes Städtchen mit angenehmem Klima und guten italienischen Kneipen, wie es sie in La Paz nicht gibt. Die anvisierten Sehenswürdigkeiten fallen großenteils aus: Die Casa Dorada, die Protzvilla des ehemaligen Im-und Exporthändlers Moisés Navajas, deren Putz aus Silber und Gold besteht, wird gerade renoviert, und sein Wochenendhaus, die Casa Azul, wird von jemand in Privatbesitz bewohnt. So schauen wir uns nur das paläontologische Museum mit seinen Skeletten und Skelettteilen von Riesengürteltier, Mastodon, Säbelzahntiger und einiges mehr an, alles nicht unter Glas, für die Einheimischen zum Anfassen. Nach 25 Tagen in Sandalen zwängen wir uns wieder in festes Schuhwerk, um uns auf das kalte Potosí vorzubereiten. Obwohl für die 380 km Bergpiste 10 bis 14 Stunden veranschlagt sind, wollen wir versuchen, es an einem Tag zu schaffen. Nach 50 km lässt sich die Hecktür eines der Jeeps nicht mehr schliessen; wir zurren sie mit Spannriemen fest, auf der trockenen Piste dringen große Mengen Staub ins Wageninnere. Dann hat der nächste Jeep einen Platten. Beim Flicken des Reifens in Villa Abécia hat wieder der erste Jeep einen Plattfuß. Potosí ist nicht mehr zu schaffen. Wir übernachten in Camargo. Zwischen Tarija und Camargo liegt das bedeutenste Weingebiet Boliviens, so dass es nicht verwundert, dass wir nach einer Weinprobe nebst ein paar Flaschen Singani auch Cognac und 15L Portwein sowie 10L Quittenlikör erstehen. Nach einem Beinahe- Kreislaufkollaps von einem der Teilnehmer und einem weiteren Platten auf der einzigen und Hauptverkehrsstraße zwischen Tarija und Potosí langen wir bei Sonnenschein und erstaunlich angenehmen Temperaturen wieder in 4000m Höhe an. Die Stadt wird vom Silberberg Cerro Rico dominiert, Wer sich für die Geschichte des Cerro Rico und Potosís interessiert:       Am 32. Tag beginnt die Rückfahrt nach La Paz. Zwischen Potosí und Oruro, im Indigena-Bergwüsten- Marktflecken Ventilla, gibt es schöne Aguayos zu kaufen, nach entsprechendem Handeln. Bolivien ist schließlich für seine Webkunst bekannt. Nach 7930 km sind Illimani und schließlich La Paz in Sichtweite. Um 17 Uhr essen wir im "Reineke Fuchs" zu Abend. Die Kontinentdurchquerung, eigentlich zweimalige Durchquerung, ist jedoch noch nicht erreicht. Nach ein paar Tagen Pause brechen wir nach Ilo/Perú auf. Ilo ist eine Wüstenstadt  am Pazifik, die uns trotz oder wegen der Kargheit anzieht. Ilo ist da zum Lesen, zum am Strand spazieren, zum auf´s Meer schauen, und um Meeresfrüchte zu sehr akzeptablen Preisen zu essen. Am 24.2.2002 endet die Reise in der Südzone von La Paz.    
Auch auf der dieser Hauptstraße zwischen Formosa und San Ramón. © strapp 2016 ca. 8-10 Stunden Fahrt