Des Abends vor G.R.s Strandhaus: Schneewalzer und Kufsteinlied, von M.R. mit der Quetschkommode fabriziert, und J.T. begleitet mit der Gitarre. Von den Kokosbäumen vorm Haus waren die Nüsse runtergeholt worden, die Spitzen der grünen Nüsse wurden mit der Machete gekappt, etwas von der Milch weggetrunken und dann ecuadorianischer Fusel reingeschüttet. Auf diese Weise war ich gegen Mitternacht so zugesoffen, dass ich mich eine halbe Stunde nicht traute, vom Tisch aufzustehen, weil ich befürchtete, umzufallen. Als ich es dann doch tat, schwankte ich so, dass K. Schwierigkeiten hatte, mich ins Bett zu bringen. Sie half mir, während ich mich auskotzte, ich redete wohl noch geraume Zeit auf sie ein, dann ging sie. Bei der Rückfahrt am nächsten Tag ging uns nach nur 25 km das Benzin aus, weil durch die geflickte Leitung ca. 50L in den Sand geflossen waren. Ich hatte jedoch noch einen Ersatzkanister dabei, den wir vorn im Motorraum verkeilten und die Benzinleitung direkt dort hinein steckten. In Atacames konnten wir uns wieder mit Benzin eindecken, das dort ein Mann kanisterweise verkaufte, durch seinen halbwüchsigen Sohn heranschleppen ließ und durch einen Trichter einfüllte. Ein zweites Andenken der Werkstatt „Europa“ muss noch nachgereicht werden: Zwischen Sua und Esmeraldas hing das neue Handbremsseil, das die Spezialisten der „Europa“ nicht richtig befestigt hatten, bis zum Boden durch und wurde  von der Straße zerfasert. Die hinter mir fahrenden sahen deshalb ein paar Fahrkilometer lang Funken sprühen. Bei der fälligen Reklamation, zurück in Quito, stand das Auto zwei Tage in der „Europa“, bis ich wieder wuterfüllt und unreparierter Dinge abzog. Es gab kein Handbremsseil mehr für die Karre in Quito. Samstag, 18.01.1986, 0:00 Still waiting for you, Bn.! Dienstag, 28.01.1986, 22:30 Eine Reihe von Niederlagen in den letzten Monaten. Ich bin zeitweise geistig ziemlich weggetreten, retardiert, sehr wenig geht leicht, automatisch, fließend. Verkrampft. Samstag, 01.02.1986, 9:00 Bn. hat gegen 5 Uhr angerufen. Sie wird erst Anfang März kommen. Ihre Mutter wurde operiert, liegt im Krankenhaus. Brustkrebs. Dienstag, 18.02.1986, 16:00 Die Aufzeichnungen hier sind in erster Linie Sicherheitsventil für angestauten Ärger, und der allermeiste Ärger bereitet mir ununterbrochen das gottverdammte verfluchte Auto. Und die verdammten Reparaturumstände in diesem verdammten Land. Für zwölftausend Dollar habe ich mir nichts als Ärger und Ärger und Zorn und Verzweiflung eingekauft. Momentan fließen beim Anlassen Sturzbäche von Benzin aus dem Vergaser, und ein Gewinde im Motorblock scheint im Arsch zu sein. Hier endeten die regelmäßigen Aufzeichnungen und wurden erst im August 1991 fortgeführt.
Siegfried Trapp
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Des Abends vor G.R.s Strandhaus: Schneewalzer und Kufsteinlied, von M.R. mit der Quetschkommode fabriziert, und J.T. begleitet mit der Gitarre. Von den Kokosbäumen vorm Haus waren die Nüsse runtergeholt worden, die Spitzen der grünen Nüsse wurden mit der Machete gekappt, etwas von der Milch weggetrunken und dann ecuadorianischer Fusel reingeschüttet. Auf diese Weise war ich gegen Mitternacht so zugesoffen, dass ich mich eine halbe Stunde nicht traute, vom Tisch aufzustehen, weil ich befürchtete, umzufallen. Als ich es dann doch tat, schwankte ich so, dass K. Schwierigkeiten hatte, mich ins Bett zu bringen. Sie half mir, während ich mich auskotzte, ich redete wohl noch geraume Zeit auf sie ein, dann ging sie. Bei der Rückfahrt am nächsten Tag ging uns nach nur 25 km das Benzin aus, weil durch die geflickte Leitung ca. 50L in den Sand geflossen waren. Ich hatte jedoch noch einen Ersatzkanister dabei, den wir vorn im Motorraum verkeilten und die Benzinleitung direkt dort hinein steckten. In Atacames konnten wir uns wieder mit Benzin eindecken, das dort ein Mann kanisterweise verkaufte, durch seinen halbwüchsigen Sohn heranschleppen ließ und durch einen Trichter einfüllte. Ein zweites Andenken der Werkstatt „Europa“ muss noch nachgereicht werden: Zwischen Sua und Esmeraldas hing das neue Handbremsseil, das die Spezialisten der „Europa“ nicht richtig befestigt hatten, bis zum Boden durch und wurde  von der Straße zerfasert. Die hinter mir fahrenden sahen deshalb ein paar Fahrkilometer lang Funken sprühen. Bei der fälligen Reklamation, zurück in Quito, stand das Auto zwei Tage in der „Europa“, bis ich wieder wuterfüllt und unreparierter Dinge abzog. Es gab kein Handbremsseil mehr für die Karre in Quito. Samstag, 18.01.1986, 0:00 Still waiting for you, Bn.! Dienstag, 28.01.1986, 22:30 Eine Reihe von Niederlagen in den letzten Monaten. Ich bin zeitweise geistig ziemlich weggetreten, retardiert, sehr wenig geht leicht, automatisch, fließend. Verkrampft. Samstag, 01.02.1986, 9:00 Bn. hat gegen 5 Uhr angerufen. Sie wird erst Anfang März kommen. Ihre Mutter wurde operiert, liegt im Krankenhaus. Brustkrebs. Dienstag, 18.02.1986, 16:00 Die Aufzeichnungen hier sind in erster Linie Sicherheitsventil für angestauten Ärger, und der allermeiste Ärger bereitet mir ununterbrochen das gottverdammte verfluchte Auto. Und die verdammten Reparaturumstände in diesem verdammten Land. Für zwölftausend Dollar habe ich mir nichts als Ärger und Ärger und Zorn und Verzweiflung eingekauft. Momentan fließen beim Anlassen Sturzbäche von Benzin aus dem Vergaser, und ein Gewinde im Motorblock scheint im Arsch zu sein. Hier endeten die regelmäßigen Aufzeichnungen und wurden erst im August 1991 fortgeführt.
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