Die Chiquitano-Kultur ist eine junge Kultur, die sich aus christlichen und
indianischen Elementen unterschiedlicher Herkunft entwickelt hat. Im Volk der
Chiquitano sind indianische Ethnien mit verschiedenen Sprachen und
Wirtschaftsweisen, sind Ackerbauern wie die Arawak oder Jäger und Sammler wie
die Ayoréode aufgegangen. Die Chiquitano-Sprache hat die anderen Sprachen fast
völlig verdrängt. Doch obwohl die Jesuiten tiefgreifende Veränderungen bewirkt
haben, konnten sie niemals das indianische Denken auslöschen. Nach der
Vertreibung der Jesuiten und besonders nach der Auflösung der Reduktionen
erstarkte das Indianische von neuem unter den Chiquitano. Gründe dafür waren die
fehlende christliche Unterweisung,
aber vor allem die erneute Abhängigkeit von der Natur, die den Chiquitano Nahrung
und Wohlergehen ermöglicht oder aber verweigert.
Schamanen: Die Chiquitano besitzen hervorragende Kenntnisse natürlicher
Heilmethoden. auf die sie im
Krankheitsfall zurückgreifen; wenn es ernster ist, gehen sie zum Schamanen. Diese
sind für die Chiquitano sehr wichtig, denn Krankheiten und Unglücksfälle kommen
nicht zufällig, sondern werden von feindlich gesinnten Menschen oder von den
Herren der Natur verursacht. Die Chiquitano unterscheiden zwischen den guten
Schamanen. den «Cheeserush» die den Leuten helfen, und den bösen «Aboish»,
die Menschen verzaubern und ihnen damit Krankheiten oder sogar den Tod bringen
können. Ob ein Schamane als gut oder böse angesehen wird. hängt von den
verwandtschaftlichen Beziehungeb ab: so kann er gleichzeitig für die einen
MitgIieder der Gemeinschaft ein Cheeserush und für die anderen ein Aboish sein
(ebd.: 156).
Der Schamane heilt, indem er am kranken Körperteil saugt und so von dort den
Gegenstand entfernt, der die Krankheit verursacht hat. Er kennt sich auch mit
Pflanzen und anderen natürlichen Heilmitteln aus und nutzt seine Fähigkeiten nicht
nur zum Heilen, sondern auch, damit es regnet, um Jagdwild anzulocken und bei
anderen Diensten für die Gemeinschaft: das stärkt seine Position derart, dass er
manchmal mehr Einfluss als der Kazike hat.
Wirtschaftsweise: Hauptsächlich sind die Chiquitano Ackerbauern im System der
Brandrodung. Die Dorfländereien sind Eigentum der Gemeinschaft, die von jedem
Einzelnen geleistete Arbeit sichert ihm jedoch, nach gemeinsamer Absprache, den
zeitweiligen Landbesitz. Hauptanbauprodukte sind Mais, Maniok, Bananen und
Bohnen. In letzter Zeit gewinnt der Reis an Bedeutung. Die Chiquitano sind aber
nicht nur Ackerbauern, sondern daneben auch Jäger und Sammler. Wie schon vor
dem Kontakt mit den Jesuiten verbringen sie viel Zeit mit der Jagd. Obwohl heute
einiges von Auswärtigen gekauft
wird, stellen die Chiquitano viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs noch selbst
her, so die aus Blättern geflochtenen Taschen oder die gewobene Hängematte aus
Baumwolle vom eigenen Acker.
Quelle: Kuehne, "Martin Schmid 1694-1772 Missionar-Musiker-Architekt"
Bild: http://indigenasciudadsc.org/chiquitanos.html
Siegfried
Trapp
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